Tanzen statt Resignieren: EVO-LUTION legen mit „Progress“ nach

EVO-LUTION – Progress (2025)
Rezension von Jonas

Im Sommer wird’s bekanntlich dünn mit Szene-Releases. Während andere Acts sich in der Festivalpause ausruhen, hat mich EVO-LUTION mit „Progress“ direkt abgeholt – ein Album, das nicht nur das Sommerloch stopft, sondern die Clubtanzflächen mit Energie auffüllt. Und zwar mit Nachdruck.

Mit Progress zeigen sie, dass Dark Electro und EBM im Jahr 2025 alles andere als müde sind. Im Gegenteil: Die elf Tracks wirken wie ein Frontalangriff auf Stillstand und Resignation – musikalisch wie thematisch. Es geht um Resilienz, ums Nicht-Aufgeben, um Selbstermächtigung. Kein großes Pathos, sondern klare elektronische Ansagen.

Der Einstieg mit dem Titeltrack Progress bereitet den Weg: treibend, zielgerichtet, mit einer aufbauenden Synthstruktur, die sich durch das ganze Album zieht. Der Sound ist klar im EBM verankert, aber nicht rückwärtsgewandt. Statt Retro-Pose gibt’s moderne Produktionen mit viel Druck und emotionaler Dichte.

„Dein Takt“ ist für mich das Paradebeispiel: „Beweg dich – tanz mit mir!“ – ein Track, der nicht nur den Titel, sondern auch die Dancefloors diktiert. Mit seiner klassischen EBM-Bassline, direkt und ohne Umschweife, avancierte er für mich sofort zum Clubfavoriten – ein Tanzflächenkracher mit Ansage.

Mit „Angst und Liebe“ wird es persönlicher, ohne an Energie einzubüßen. Ein Track, der mit seiner rhythmischen Direktheit und dem Wechselspiel aus Melancholie und Aufbruchsstimmung ein bisschen an AND ONE erinnert. „Angst und Liebe, Hand in Hand, Hoffnung blüht in diesem Land“ – das bleibt hängen. Kein hohles Phrasengedresche, sondern ein starker Text mit Haltung.

„Lichter und Stürme“ ist einer der melodischsten Momente des Albums. Atmosphärische Flächen und eine sauber herausgearbeitete Synth-Melodie geben dem Track eine besondere Tiefe. Auch hier bleibt der Beat treibend – ohne überladen zu wirken. Für mich einer der stärksten Titel der zweiten Hälfte.

Das Album ist durchweg gespickt mit schnellen, tanzbaren Songs – meist im klassischen EBM-Stil, mit vorwiegend knappen deutschen Vocals. Nur zwei Songs sind auf Englisch gehalten. Wer Abwechslung sucht, wird hier vielleicht nicht fündig – aber ganz ehrlich: Genau das will man doch oft bei EBM. Technisch-monoton, energetisch auf den Punkt. Und das liefert Progress ziemlich kompromisslos.

Trotz dieser Durchschlagskraft wirkt Progress erstaunlich ausgewogen. Die Tracks sind durchdacht, aber nicht steril. Es gibt jede Menge Bewegungsmaterial für eine intensive Körpererfahrung durch und durch. Über allem steht für mich die zentrale Botschaft: „Lass dich nicht unterkriegen“ – ein Satz, der 2025 nicht aktueller sein könnte.

Fazit:
Progress ist für mich mehr als ein weiteres Electro-Album. Es ist ein kraftvolles Statement für den eigenen Weg, für Widerstandskraft und für den Soundtrack zur inneren Aufladung. EVO-LUTION liefern mit diesem Werk ihr reifstes, zugleich aber auch direktestes Album ab. Für alle, die EBM mit Haltung und Energie lieben, eine klare Empfehlung.