EXTIZE sind zurück – und wie. Mit DeLorean 666 liefern sie kein Album, sondern eine hyperaktive Zeitreise auf Club-Steroiden. Wer sich nach Struktur, Ernsthaftigkeit oder subtilen Zwischentönen sehnt, darf direkt wieder aussteigen. Denn dieses Album ist ein bunter, flackernder Overload an Ironie, Härte, Szene-Insidern und jeder Menge Spaß am eigenen Wahnsinn. Und das ist verdammt gut so.
Das Konzept: Ein DeLorean kracht durch die Musikgeschichte, hält in jeder Epoche kurz an, dreht dort den Strom auf und haut dann wieder ab. Vom keltischen Tribal-Rave über Mittelalter-Schunkelbeats bis hin zur „Gothic Renaissance“ ist alles dabei. EXTIZE haben sich für jede Epoche einen eigenen Track ausgedacht – komplett mit passendem Style, überzeichneter Attitüde und natürlich: wummernden Beats.
Zwei Songs haben es mir besonders angetan. „80s Were Better“ ist ein Paradebeispiel für diese knallbunte Selbstironie, die EXTIZE so gut beherrschen. Der Song ist eine tanzbare Liebeserklärung an Schulterpolster, Synthpop und neonfarbene Lebensfreude, gleichzeitig aber auch eine liebevoll boshafte Karikatur genau dieser Zeit. Wer hier nicht grinst, hat die 80s wahrscheinlich nie erlebt – oder zu ernst genommen.
Der zweite Kracher ist „MediEVIL“ – und ja, der Titel ist so gemeint, wie er klingt. Industrial-Rave trifft auf mittelalterliches Pathos, mit hartem Takt und gregorianischen Shouts. Es ist drüber, es ist theatralisch, und trotzdem bleibt es catchy. EXTIZE schaffen es, den Spagat zwischen überzeichnetem Stilzitat und echter Clubtauglichkeit zu meistern. Der Song kracht – nicht mehr, nicht weniger.
Insgesamt ist DeLorean 666 weniger Album als Erlebnis. Manchmal nervt das Sounddesign mit seiner gnadenlosen Kompression, manchmal wünscht man sich inmitten des Dauerfeuers eine kleine Verschnaufpause. Aber Hand aufs schwarze Herz: Würde man das wirklich von EXTIZE erwarten? Hier geht’s nicht um feingeistige Klangkomposition – hier geht’s um den Knall. Und der sitzt.
Was das Ganze dann auch wieder charmant macht, ist der offensichtliche Spaß, den die Band an ihrer eigenen Überzeichnung hat. EXTIZE nehmen sich nie zu ernst, sind aber gleichzeitig weit davon entfernt, bloße Parodie zu sein. Sie wissen genau, was sie tun – und dass ihr Album so sehr Cyberclubcomic ist wie ein Soundtrack für eine Szene-Party mit Lichtschwertpflicht.
DeLorean 666 ist sicher nichts für Puristen. Aber wer Bock auf elektronische Reizüberflutung mit Konzept, Witz und Vollgas hat, bekommt hier ein herrlich durchgeknalltes Werk, das in keine Schublade will – und deshalb direkt in die Playlists gehört.
72 % – und dafür jede Menge Kickdrum und Augenzwinkern.
Alex empfiehlt: „MediEVIL“ und „80s Were Better“ – zwei Zeitreise-Tickets, die knallen.