TYSKE LUDDER – Weltenbühne (2025) Rezension von Alex
Wenn Tyske Ludder ein neues Album ankündigen, ist klar: Hier wird nicht gekuschelt. Stattdessen werden die Verstärker hochgedreht, historische Tiefenschläge mit hämmernden Beats kombiniert und das Ganze in ein Gewand aus Ironie, EBM und bitterem Ernst gepackt. Mit „Weltenbühne“ liefern die Jungs wieder genau das – und diesmal gefühlt sogar noch eine Spur schärfer.
Tyske Ludder waren nie für Poesiealbum-Mucke bekannt, aber was sie hier abliefern, ist textlich auf so vielen Ebenen brilliant zynisch, dass man beim Zuhören gleichzeitig lachen und wütend sein will. Schon der Opener „Der Lenz ist da“ brettert mit galligem Humor und bringt die hormonelle Frühlingsverwirrung des Menschen auf den Punkt – musikalisch treibend, fast verspielt, aber mit sarkastischer Klinge im Anschlag.
„Rosen auf den Weg gestreut“ ist einer von Alex‘ klaren Favoriten. Was wie ein Liebeslied beginnt, entpuppt sich als bitterböser Kommentar auf den Umgang mit Faschismus. Der Songtext basiert auf einem Tucholsky-Gedicht – und die Umsetzung ist düster, elektronisch, wütend. „Küsst die Faschisten, wo ihr sie trefft“ – selten klang eine solche Zeile so nach Punch in die Fresse.
Auch „Wahre Liebe“ bleibt im Kopf – allerdings auf andere Art. Hier spielt das Duo mit dem Bild der unwissenden, „himmlisch dämlichen“ Partnerin. Klingt erstmal sexistisch? Nicht, wenn man die bitterböse Ironie zwischen den Zeilen erkennt. Alex mag an dem Song besonders, wie subtil sich das Gift in die Melodie schleicht.
Dann „Der Graben“ – ein weiteres Highlight. Der Text, fast schon ein Manifest des Antimilitarismus, trifft ins Mark. Doch nicht nur textlich überzeugt der Track. Musikalisch ist es eine tanzfähige Mid-Tempo-Nummer, die sich im Refrain schön öffnet – unterstützt von atmosphärischen Flächen, die dem Ganzen eine eindringliche Tiefe verleihen. Eine Hymne gegen den Krieg, die gleichzeitig mitreißt.
Tyske Ludder bleiben auch 2025 kompromisslos. Zwischen „Joebbels“, „Die Mäuler auf“ und „Europa“ (ebenfalls mit Tucholsky-Texten) ist kein Platz für seichte Durchläufer. Die Produktion ist gewohnt fett, die Vocals scharf geschliffen, und der Mix aus bitterem Ernst, Dadaismus und EBM-Wumms macht „Weltenbühne“ zu einem der relevantesten Releases des Jahres.
Fazit: Tyske Ludder setzen mit „Weltenbühne“ ein wütendes, intelligentes und tanzbares Ausrufezeichen. Kein Album für Schöngeister – sondern für alle, die den Finger gern genau in die Wunde legen.